Bautrends - Low-Tech-Architektur findet Lösungen für Morgen im Gestern
Lassen sich die immer drängenderen Fragen des Klimawandels in der Architektur mit einem „Mehr“ beantworten? Immer aufwändigere Fassadensysteme, mehr Haus- und Klimatechnik, kurzum: mehr Hightech? Oder lohnt sich das exakte Gegenteil? Verschiedene Architekturbüros und Forschende besinnen sich auf uralte Ideen, die auf „Weniger“ beruhen. Ansätze gibt es viele – auch gegensätzliche. Wir stellen Ihnen vier Low-Tech-Ideen vor, die wir spannend finden.
Die massive, dichte Hülle
Die Häuser der Architekten Baumschlager Eberle setzen auf massivste Mauerstärken als Temperaturspeicher. Dank bis zu 80 Zentimeter dicken Wänden kommen sie tatsächlich ohne herkömmliche Anlagen für Lüftung, Heizung oder Kühlung aus. Die Physik erledigt das. Lediglich softwaregesteuerte Fensterflügel sind installiert, die in Sommernächten kühlen und im Winter dann lüften, wenn CO₂-Sensoren anschlagen. Die einzigen Wärmequellen sind Lampen, Elektrogeräte und die Nutzer – schließlich hat jeder Mensch eine Heizleistung von 80 bis 100 Watt.
Das klimaaktive, diffusionsoffene Bauen
Einen entgegengesetzten Weg – aber ebenfalls Low-Tech – geht das Büro ZRS Architekten Ingenieure. Sie entwickelten ein klimaaktives Bausystem aus Holz und Lehm, das sich am traditionellen Fachwerk orientiert. Dabei sind die Baumaterialien regenerativ und teils sogar CO₂-negativ, da sie Emissionen binden. Dank Diffusionsoffenheit regulieren die Baustoffe das Raumklima und den Temperaturhaushalt. Im Winter ist es dank hohem Strohanteil in der Dämmung warm und trocken, während es im Sommer dank passiver nächtlicher Auskühlung und Feuchteaufnahme nie zu heiß wird.
Das wiederentdeckte Material Lehm
Beide Aspekte – Massivbau und Diffusionsoffenheit – finden sich auch im Werk des Züricher Büros von Roger Boltshauser wieder. Der Architekt arbeitet seit Jahren intensiv mit einem archaischen Material: Stampflehm. Dazu wird erdfeuchter Lehm in einer druckfesten Schalung mit Pressluft verdichtet, zwischen den Lehmlagen werden Ziegelschichten eingelassen. So entstehen Wände mit rund 50 Zentimetern Dicke, die eine hohe thermische Speichermasse mit einer natürlichen Feuchteregulation verbinden. Mittlerweile experimentiert man bei Boltshauser sogar erfolgreich mit vorgespannten Lehmwänden.
Die klassische Form wiederentdeckt
Auch an der TU München wird an Low-Tech-Häusern geforscht. Hierzu hat Florian Nagler drei baugleiche Häuser aus drei verschiedenen Materialien realisiert: Brettsperrholz, Hochlochziegel und Leichtbeton – auch hier alle in hohen Wandstärken. Konzipiert als (bewohnte) Forschungsbauten, wurden die optimalen Grundrisse in der Entwurfsphase mithilfe von über 2.600 Simulationen auf die Komfortparameter Lufttemperatur und -feuchte, CO₂-Gehalt und Beleuchtungsstärke optimiert. Das Resultat ist eine erstaunlich konventionelle Rechteckform von 3 x 6 Metern, aber mit 3 Meter hohen Decken – der klassische Altbau. Mit Blick auf das Treibhauspotenzial (GWP) schnitt letztendlich übrigens das Holzhaus deutlich am besten ab.
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